Constanta – Zweiter Anlauf zu dritt

Heute ist Sonntag, der 19. August: Nicole ist wieder in Deutschland und ich habe vor, sie am Abend noch einmal zu besuchen. Weil das Wetter so gut ist, laufe ich aber vorher noch zum Tübinger Biergarten und sehe unterwegs diesen farbenfrohen Brunnen, …

… den mein “Handy-Assistent” zugegebenermaßen ziemlich aufgehübscht hat – da tut es schon fast weh, sich wieder mit der langweiligen Realität zu befassen:

Nach dem Biergartenbesuch nehme ich diesmal statt des Taxis zur Abwechslung mal den Zug nach Stuttgart …

… und verbringe dort einen ziemlich langen Abend mit Nicole. Sie stellt mir dabei ihre Cousine Alexa vor, die jetzt ebenfalls in Stuttgart arbeitet. Ich kenne sie schon virtuell aus diversen Skype Sessions, von damals, als sie noch in England gelebt hat.

Irgendwann kommt Nicole auf die Idee, dass wir drei doch ans Schwarze Meer fahren könnten, um dort zusammen noch ein paar schöne Tage in Constanta zu verleben. Alexa findet das auch gut, weil sie sowieso nach Rumänien zurück muss, um dort einen neuen Pass zu beantragen.

Ich war ja bereits im März einmal alleine in Constanta und mein letzter Versuch mit Nicole ist im Juni leider kläglich gescheitert – trotzdem lasse ich mich nach kurzer Evaluierung der zu erwartenden Kosten überzeugen, dass wir es nochmal zusammen versuchen sollten.

Nicole will am liebsten gleich Morgen (was mittlerweile Dienstag ist) losfahren und auch mich hat jetzt wieder das Reisefieber gepackt.

Allerdings muss ich vorher noch die Erlaubnis von meiner Mitbewohnerin Alena einholen, weil sie die nächsten drei Wochen irgendwann noch zu einer Privatärztin für Umweltmedizin nach Berlin fahren will. Wieder Zuhause angekommen, besprechen wir die Idee und sie meint, dass sie frühestens in einer Woche losfahren müsse.

Juhu, es kann also losgehen: Ich buche drei Flugtickets nach Bukarest, …

… einen Opel Astra für die Fahrt nach Constanta (auf Deutsch Konstanza) und dazu drei Übernachtungen.

Dann informiere ich Nicole darüber, dass die Party dieses Mal stattfinden wird und falle anschließend erst mal müde ins Bett. Am Abend packe ich meine Tasche und lasse dabei ganz bewusst meine geliebten Kameras zuhause – absolute Entspannung ist angesagt und mehr als Handyfotos sind auf diesem Tripp nicht drin!

Am nächsten Tag geht es früh mit dem Bus …

… zum Stuttgarter Flughafen, wo Nicole und Alexa bereits auf mich warten.

Irgendwie bin ich jetzt doch etwas nervös: Das haben die Frauen offensichtlich bemerkt und fragen, warum ich denn heute so ernst sei.

Trotz aller Bewusstheit über meinen Zustand kann ich gerade nicht in den „Spaßmodus“ transformieren und zu allem Überfluss darf ich noch nicht einmal ein Weizenbier zum traditionellen Weißwurstfrühstück trinken – ich muss später ja noch fahren und in Rumänien gilt die Null Promille Grenze.

Im Flugzeug bittet uns die Stewardess, bei Start und Landung die Notausgänge zu besetzten, um im Ernstfall die Türen nach draußen zu werfen – Nicole meint im Scherz, dass wir drei jetzt fast so etwas wie Supermänner seien und auch Alexa schaut relativ furchtlos zu mir herüber:

Noch – denn im Flugzeug wird es später verdammt kalt und sie friert dann bitterlich. Ich bin der einzige mit Handgepäck und biete ihr deshalb meinen flauschigen Fleecepullover an.

Ein gutes Gefühl, mal wieder den Gentleman spielen zu dürfen und ich sehe mit Freude, wie sie sich anschließend wohlig in das Kleidungsstück kuschelt. Dann schlummern meine zwei weiblichen Kollegen links und rechts von mir und ich genieße die vertraute Atmosphäre.

Beim Landeanflug sind wir wieder im Dienst und müssen uns deshalb erneut trennen:

In Bukarest geht es diesmal super schnell durch die Passkontrolle und wir sind eine halbe Stunde zu früh beim Autovermieter. Ich fühle mich verantwortlich, weil ich die Abholzeit nicht korrekt berechnet habe und als Entschädigung schicke ich meine zwei Bergleiterinnen zum Rauchen nach draußen, während ich geduldig auf grünes Licht von Hertz warte.

Der Shuttle-Fahrer ist ein sympathischer Mann, der exzellent Englisch spricht und sehr gewissenhaft jede Macke des Autos, in sein Formular einträgt – interessanterweise hat das Gefährt diesmal verdammt viele davon:

Dann düsen wir auf zunächst holprigen Straßen Richtung Constanta, bis irgendwann eine sehr gut ausgebaute Autobahn kommt:

Alexa sitzt hinten und meint, dass sie sich sehr entspannt und sicher fühlt. Das höre ich gerne und gebe noch ein bisschen mit meinen 30 Jahren Fahrpraxis an – anschließend bekomme ich dafür eine Nackenmassage aus der zweiten Reihe.

An der Mautstelle erwische ich dann irgendwie den falschen Slot und finde ein unbesetztes Zahlhäuschen vor. Als ich verwirrt anhalte, gibt es sofort ein großes Hupkonzert hinter mir. Daraufhin kommt ein etwas verärgerter Mann auf mein Auto zugelaufen und ich finde vor lauter Stress den Knopf für den Fensterheber nicht. Als ich dann endlich mit ihm sprechen kann, versteht er kein Wort. Was soll’s – ich fahre einfach weiter und versuche die etwas peinliche Situation möglichst cool zu überspielen, indem ich ein paar Mal zurückhupe – oh Mann!

Mein “Held-der-Straße” Image bekommt anschließend noch weitere Kratzer:

  • Einmal fahre ich zu weit in den Kreisverkehr ein und ein paar Autos müssen sich mühsam um meinen Astra quetschen.
  • Wenig später nehme ich beim Abbiegen einer Fußgängerin die Vorfahrt, aber immerhin schaffe ich es gerade noch, ihr zuzuwinken 🙂

Nach fast drei Stunden Fahrt kommen wir aber doch noch wohlbehalten am Hotel in Mamaia, einem Stadteil von Constanta, an – puh geschafft!

Das Apartment hat zwei Zimmer und ist ausreichend groß für uns drei. Allerdings liegt es direkt an einer lauten, viel befahrenen Straße:

Aber immerhin haben wir für die Raucherfraktion zwei große Balkone, von denen man auch noch einen guten Blick auf den Süßwassersee Siut-Ghiol hat.

Nach einer kurzen Dusche schlendern wir erst mal am bevölkerten Boulevard entlang:

Hier gibt es eine “Telegondola”, die parallel zur Straße verläuft und einen Fahrradstreifen, …

… der aber meistens von Fußgängern belegt ist. Wahrscheinlich sind die meisten davon Rumänen – angeblich sind hier nur 5-10 % ausländische Touristen.

Nach der Revolution 1998 haben sich viele Reiseveranstalter zurückgezogen, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis wohl schlechter geworden ist. Ich selbst fand die Preise eher günstig, wenn auch nicht unbedingt super billig.

Alexa ist in Constanta geboren und kennt sich hier gut aus. Deshalb überlasse ich ihr fürs Abendessen die Auswahl des Restaurants, wo Nicole dann natürlich gleich wieder Suppe bestellt 🙂

Anschließend schlendern wir noch ein wenig durch die Straße und ein Lampion-Ballon steigt romantisch in den Nachthimmel auf:

Nach einem kurzen Spaziergang am Meer …

… besorgen wir noch schicke Strand-Outfits für die Damen und ich darf Alexa sogar bei ihrer Wahl beraten – Rot passt gut zu ihren schwarzen Haaren, finde ich. Außerdem sucht *meine* Stilberaterin Nicole eine passende Abendgarderobe für mich aus, die ich auch gleich anbehalte.

Zum Glück, denn anschließend machen wir in einem der vielen Strandclubs schon mal Erinnerungsfotos …

… mit allen stochastisch möglichen …

… 2er-Kombinationen, …

… also die Ziehung von zwei Superhelden aus einer Urne mit Dreien (ohne Zurücklegen und ohne Berücksichtigung der Reihenfolge) macht nach Adam Riese …

3! / (2! * (3 - 2)!) = ?

(1 * 2 * 3) / ((1 * 2) * 1)  = 6 / 2 = 3

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… Möglichkeiten – ok, die Formel musste ich auch nachschlagen, aber das Ergebnis passt dann soweit! Am nächsten Tag mache ich aber trotzdem noch ein weiteres Bild vom kompletten Einsatzteam:

Heute ist Strandtag und auf dem kurzen Weg zum Meer kommen wir erst mal an einem lustigen Hotel vorbei:

Während sich die Frauen dann in der Sonne bräunen, trinke ich im Schatten ganz relaxed mein belgisches Stella Artois, was übrigens nicht mit dem ägyptischen Stella verwechselt werden sollte.

Auf alle Fälle passt es ganz hervorragend zu den gebratenen Sardellen (oder Sardinen?), die Nicole und Alexa für uns besorgt haben – wirklich lecker:

Nach ein paar Stunden verspürt Nicole Langeweile und schlägt vor, noch in den Aqua Magic Park zu gehen. Ich bin gerade total entspannt und habe eigentlich gar keine Lust auf Action. Aber ich will ja kein Spielverderber sein und akzeptiere die Idee dann schließlich trotzdem.

Von unserem Strand bis zum Park sind es zu Fuß etwa 30 Minuten, …

… aber zum Glück gibt es ja noch die Telegondola, …

… die gewagt über die Hotels schwebt, …

… einen guten Blick auf den Strand ermöglicht …

… und schließlich zum Aqua Park hinunterführt:

Nicole und Alexa ziehen los, um ein bisschen zu Rutschen und ich entspanne auf der Liege. Als sie wieder zurück kommen, will Nicole unbedingt, dass auch ich noch etwas Spaß bekomme.

Normalerweise bin ich bei so etwas ja sofort dabei, aber heute bin ich irgendwie nicht in Stimmung. Trotzdem gehe ich mit und bleibe beim ersten Versuch mitten auf der Abfahrt stecken, Menno!

Zum Abendessen führt uns Alexa diesmal in ein Restaurant, wo Hühnchen und Schwein bei viel Qualm gegrillt werden:

Anschließenden wird gebummelt und geshoppt: Dabei fällt mir dieser stylisch beleuchtete Baum auf …

… und als bekennender Transformers Fan kann ich natürlich Bumblebee nicht auslassen, der sich hier – ebenfalls sehenswert – von einem Chevrolet …

… in den Robotermodus transformiert:

Der junge Mann im Hintergrund kennt das wohl schon und ignoriert den armen Autobot dabei total:

Anschließend gehen wir wieder in den Strandclub von gestern, wo heute deutlich mehr Betrieb ist. Das liegt wahrscheinlich auch an den etwas wärmeren Temperaturen, bei denen man sogar um Mitternacht noch gut im T-Shirt und kurzer Hose draußen sitzen kann.

Ich bin plötzlich in Partylaune und kann Alexa sogar zum Paartanz bewegen. Bei Nicole tue ich mich da etwas schwerer, aber zumindest freies Tanzen mit sporadischem Körperkontakt ist möglich.

Wieder beim Hotel angekommen, schläft Nicole dann nach ein paar Minuten friedlich vor dem Fernseher ein.

Vom folgenden Tag habe habe ich leider kein einziges Foto: Wir verbringen den ganzen Nachmittag mit Sonnenbaden und gelegentlichem Herumtollen in den wirklich coolen Wellen. Dabei fällt mir auf, dass das Wasser vom Schwarzen Meer fast gar nicht salzig schmeckt. Mit 1,7 % liegt der Salzgehalt auch deutlich unter dem anderer Gewässer, wie zum Beispiel dem Mittelmeer (3,8 %) oder dem Persischen Golf (4,0 %).

Kleines Quiz zwischendurch:

Wer schmeckt am wenigsten salzig - "Nordsee", "Ostsee" oder "Schwarzes Meer"?

Die Ostsee mit 0,8 % Salzgehalt – dann Schwarzes Meer (1,7 %) und Nordsee (3,5 %)

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Der Rest ist schnell erzählt: Nach dem Strandbesuch geht es wieder zum Essen und danach zum allerletzten Besuch in einem der vielen Modeläden, wo Nicole das Kleid bekommt, das sie sich gestern bereits ausgesucht hat. Abschließend schauen wir im Hotel zusammen noch ein bisschen Rapid Wien gegen Steaua Bukarest (3:1).

Am nächsten Tag geht es mit dem Auto wieder zurück in die rumänische Hauptstadt: Ich liefere dort meine zwei Freundinnen …

… bei einem Krankenhaus ab, wo sie Alexas Mutter besuchen wollen, die gerade eine Operation hinter sich gebracht hat.

Für mich geht es am folgenden Tag um 5:35 mit “Polish Airlines” …

… über Warschau wieder zurück nach Stuttgart:

Bei der Passkontrolle am Warschauer Flughafen komme ich noch mit einer etwas älteren Frau aus Rumänien ins Gespräch und berichte ihr kurz von meinem Ausflug mit Nicole und Alexa. Anerkennend meint sie, dass so etwas ja nicht viele Männer erleben dürften.

Auf dem Flug nach Stuttgart beobachte ich die vorbeiziehenden Wolken und höre dazu ein Album mit verträumter Musik, das mir meine ersten Freundin “Constance” vor einigen Jahren geschenkt hat – wahrscheinlich aufgrund der Ähnlichkeit ihres Namens zu „Constanta“ und „Konstanza“, musste ich in diesem Urlaub immer wieder mal an sie denken.

Plötzlich erscheint ein Herz am Fenster und mich packt ein bisschen die Wehmut:

Real oder nicht – ich fühle mich jetzt gleich in mehrfacher Hinsicht dankbar.

Michael Holzheu

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