Zwei Mikes in USA – Teil 1: Setup

Ich kenne meinen Freund Mike nun schon seit über 35 Jahren und ein langer gemeinsamer Lebensweg verbindet uns: Kennengelernt haben wir uns auf dem Gymnasium, anschließend waren wir miteinander beim Zivildienst und schließlich besuchten wir auch noch zusammen die Universität.

So wie ich, heißt Mike eigentlich Michael, aber weil Englisch damals in der Schule irgenwie hipp war, haben wir uns beide nach Mike umbenannt. Als dann im Studium noch ein dritter (ebenfalls umbenannter) Mike zu uns stieß, mussten wir zur genaueren Differenzierung Adjektive hinzuziehen – von da an hießen wir also “Der kleine und der große Mike” und der Neue wurde einfach nur “Der normale Mike” genannt:

Irgendwann habe ich dann gelernt, dass Anglizismen ja eigentlich „Bullshit“ sind und nichts über “Good old Germany” geht, weshalb ich dann “konsequenterweise” beim Berufsstart in einem amerikanischen Unternehmen meinen Namen wieder von Mike auf Michael zurück geändert habe. Das geht natürlich nur auf Greenspace – Legathy Areas, wie Friends from High School or University mussten notgedrungen bei Mike bleiben.

Als sich letzes Jahr “Der große Mike” für meinen Ausflug zum Sequoia- und Kings-Canyon-Nationalpark interessiert hat, habe ich ihm spontan eine Route für eine zukünftige gemeinsame Rundreise durch den Westen Nordamerikas vorgeschlagen …

… und weil ich jetzt noch einen Monat Zeit übrig habe, will ich nun Nägel mit Köpfen machen: Tatsächlich hat auch Mike einen Timeslot frei, um zusammen mit mir für zwei Wochen den Wilden Westen der USA unsicher zu machen.

Beim ersten Conference Call erstellen wir einen groben Schedule und buchen dann für jeweils 760 Euro folgende Connection:

Am nächsten Tag stelle ich ein paar Nachforschungen bezüglich Wohnmobile in USA an – diese heißen dort übrigens Erholungsfahrzeuge (recreational vehicles) oder einfach nur RVs und es gibt davon folgende Varianten:

Beim zweiten Meeting machen wir dann für gut 1600 EU-Bucks einen echt mega coolen “Sunrise Escape 25-27 Slide-out” klar:

Dies ist ein Motorhome Class C Modell, welches mir aufgrund seiner 25-27 Fuß Länge nachts auch ausreichend Abstand zu Mikes Schnarchorgan garantieren müsste 😉

Ein amerikanischer Fuß misst übrigens exakt 30,48 Zentimeter – Quizfrage:

Welche deutsche Männer-Schuhgröße braucht man für einen US-Fuß?

Etwa die Größe 47

[Einklappen]

Als abschließende Abendbeschäftigung kämpfen wir uns dann noch fast zwei Stunden lang durch den ESTA Prozess, wo wir dummerweise gleich zweimal eine falsche Seite erwischen, …

… nur um nach Input aller Infos zu checken, dass sie uns dafür f***ing sixty Bucks billen wollen – voll die bad guys, echt!

Für alle, die sich das ersparen wollen, hier die Webseiten, wo man das Gleiche für relativ günstige 14 Dollar bekommt:

Leider ist auch hier die Prozedur alles andere als smooth und wir sind – wie die Queen vielleicht sagen würde – absolutely not amused.

In den folgenden Meetings switchen wir vom Phone auf Skype und reservieren online schon mal Campgrounds für unseren RV mit 27 Füßen …

… bei den beiden Nationalparks, die wir auf alle Fälle besuchen wollen:

Freie Stellplätze sind rar gesät aber wir finden zum Glück gerade noch zwei, die zeitlich auch halbwegs passen. Zuvor müssen wir aber erst mal unser Wissen über die englische 2-mal-12-Stunden-Zählung auffrischen, denn die Check-in Zeit ist mit 12 pm (also “12 post meridiem”) angegeben.

Probleme mit am/pm und der 12. Stunde?

Bei “12 Stunden nach Mittag” würde man ja zunächst intuitiv Mitternacht annehmen – das stimmt aber nicht, weil die angelsächsische Zeitrechnung anders geht:

12:00 am = 00:00  (Midnight / Mitternacht)
12:01 am = 00:01
...
12:59 am = 00:59
01:00 am = 01:00
...
11:59 am = 11:59
12:00 pm = 12:00  (Noon / Mittag)
...
12:59 pm = 12:59
01:00 pm = 13:00
...
11:59 pm = 23:59
12:00 am = 00:00  (Midnight / Mitternacht)

Also ist 12 pm nicht Midnight sondern Noon oder auf gut Deutsch gesagt – alles irgendwie der totale Brain-F***, oder?

Aus Usability Sicht, gibt es IMHO zwei Issues hier:

  1. Der Zusatz „am“ und „pm“ darf nicht wörtlich genommen werden, denn „01:00 ante meridien“ ist ja auch nicht eine Stunde vor Mittag, sondern eine Stunde nach Mitternacht, klar?
  2. Statt mit 0 fängt man mit 12 an zu zählen, weshalb nach 12:59 pm auch 01:00 pm kommt, logo?

Um Letzteres zu rechtfertigen, liefert Wikipedia aber einen entscheidenden Hinweis: “Die ersten öffentlichen mechanischen Uhren waren schlagende, die Tageszeit noch nicht sichtbar anzeigende Turmuhren.”

Und 0 Glockenschläge wären dann ja auch wieder Quatsch gewesen, oder?

Wahrscheinlich fing man deshalb eben mit 12 an – oehm, oder hörte damit auf. Passend dazu war dann die spätere Nummerierung auf den Ziffernblättern von 12 bis 11, …

https://openclipart.org/detail/192567/clock

… anstelle von 0 bis 11, durchaus wieder konsistent – oh je, …

https://openclipart.org/detail/286075/confused-boy

… das war jetzt doch etwas Off-Topic und ich habe auch irgendwie den Faden verloren – also wo waren wir gerade?

Weitere Vorbereitungen für die Reise

Beim Buchen haben wir im Yosemite-Nationalpark nur Plätze für das Ende unserer zwei Wochen bekommen und auch generell plagten mich mittlerweile Zweifel an meinem ersten Vorschlag. Deshalb sind wir nun bei einem zweiten Proposal mit einer südlichen Route über den Zion und Death-Valley-Nationalpark angekommen:

Auch dieser Track hat es durchaus in sich, denn unser Google Sheet …

… zeigt dafür immer noch beachtliche 4152 km Fahrstrecke an – aber hey, wir sind doch Männer, oder was?

Weil es unser Wohnmobil-Vermieter so “empfohlen” hat, holen wir uns dann noch bei der Zulassungsstelle für jeweils 16 Euro einen Internationalen Führerschein, …

… dessen Layout sich seit 1968 angeblich nicht groß geändert hat – echt retro und auch ein bisschen Old School, aber dafür kann man ihn auch nach 10 Minuten Wartezeit gleich mitnehmen.

Als erfahrener USA-Reisender buche ich wie immer über Simly für 80 Euro eine Vorausbezahlt-Teilnehmer-Identitätsmodul Karte mit 10 Milliarden Oktett Hochgeschwindigkeits-Datenvolumen …

… und Mike bekommt für schlappe 20 Euro mehr bei einem anderen Provider eine Prepaid SIM-Karte mit 22 GB inclusive Tethering – na das war dann wohl Anfängerglück 🙂

Dann schaue mir noch die US-Drone-Laws an: Weil Donald Trump die Notwendigkeit vor Kurzem wieder eingeführt hat, registriere ich als pflichtbewusster deutscher Mike mein kleines Fluggerät für 5 Dollar …

… und markiere es anschließend mit der erhaltenen Number:

Oehm, Number? Sorry, ich meinte natürlich Nummer! Irgendwie scheint mich das dauernde hin und her von Englisch und Deutsch nun doch etwas verwirrt zu haben. Um wieder klarer zu sehen, recherchiere ich im Internet über Anglizismen und finde heraus, dass diese in drei Kategorien eingeteilt werden können:

  • Ergänzend, um bestehende Lücken zu schließen – also die Guten, wie:
    • Blog = ???
    • Team = ???
  • Differenzierend, um prägnantere Ausdrücke zu erhalten – also die Hässlichen, wie:
    • Bermudas = Lässige kurze Hosen
    • Burnout = Erschöpfungszustand wegen Überarbeitung
  • Verdrängend, um gleichwertige Wörter zu ersetzen – also die Bösen, wie:
    • Alien = Außerirdischer
    • Brain Wash = Gehirnwäsche

Soweit glaube ich, das verstanden zu haben – man lernt ja nie aus!

Für den weiteren Verlauf des Internet-Reiseberichts unserer kleinen Mannschaft werde ich mich also bemühen, zumindest auf die “bad” und “ugly” Dinger so weit wie möglich zu verzichten 🙂

Nächste Woche geht’s los, bis dann!

Michael Holzheu

1 Kommentar zu „Zwei Mikes in USA – Teil 1: Setup“

  1. Tja, ist wohl günstiger ein Wohnmobil dort zu mieten anstatt den guten VW zu verschiffen ;-). Ich wünsche euch viel Spaß beim Trip

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