Meine erste MPU: Was lernen wir daraus?

Kritische Betrachtung

Ich erfahre durchaus Interessantes über die Werkzeuge und Methodiken, welche in der Verkehrspsychologie angewandt werden, wie zum Beispiel die vier verschiedenen Alkohol-Kategorien oder die Konsumkurven.

Außerdem glaube ich die Denkweise von Psycholog:innen ein wenig mehr verstanden zu haben, auch wenn meine simple Informatiker Logik immer noch nicht ganz das dahinterliegende System ergründen kann.

Aber über mich, meinen Alkoholkonsum oder die beiden bekannten Vorfälle gewinne ich eigentlich keine neuen Erkenntnisse. Alles was wir besprechen, ist mir irgendwo schon bekannt oder habe ich bereits durchdacht.

Und im Großen und Ganzen sehe ich die Dinge eigentlich immer noch so, wie vor der Beratung.

Was mich ebenfalls stört, ist dass ich in den Sitzungen ständig Dinge wiederholen muss, die bereits in dem MPU Gutachten stehen. Neben den für mich anfallenden Kosten halte ich das, insbesondere was *meine* Lebenszeit betrifft, für sehr ineffizient:

Generell habe ich mittlerweile den Eindruck gewonnen, dass das teure 18-seitige MPU-Werk nur einmal geschrieben und hinterher dann aber von niemandem mehr gelesen wird. In der Informatik würde man so etwas auch als “write only” bezeichnen.

Als ich an einem Samstag mal wieder zum Philosophenstammtisch gehe, sitzt zufälligerweise ein Anwalt (im Ruhestand) mit in der Runde.

Ich erzähle ihm, dass der gesamte MPU-Prozess aus meiner Sicht vielleicht noch Verbesserungspotenzial habe. Daraufhin entgegnet er mir, dass ich vielleicht so wie mein fiktiver Namensvetter Michael Kohlhaas durch Übereifrigkeit am Ende die Dinge möglicherweise sogar noch “verschlimmbessern” könnte:

Na ja, zumindest hält der langwierige Prozess viele Menschen “beschäftigt” und sie müssen nicht auf der Straße die Hand aufhalten:

Verbesserungsvorschläge

  • Wertschätzender Umgang mit Menschen
    • Aktuell fühlt man sich als Angeklagter, dem man Lügen unterstellt
    • Im Zweifel *für* den Angeklagten
  • Bessere Betreuung und Information bereits ab LRA
    • Aktuell muss man sich alles aus dem Internet “zusammensuchen”
    • Man fühlt sich verloren und alleingelassen
  • Prozessänderungen
    • Abstinenznachweise statt Führerscheinentzug
    • Gutachten soll sagen, was man tun kann, um das nächste mal zu bestehen
    • Vorab klären, ob man in aktueller Situation Chance bei MPU hat
    • Nicht bei jeder MPU alle drei Tests wiederholen, wenn Einzeltests bestanden
    • Zeugenaussagen zulassen (mit Konsequenzen bei Falschaussage)
    • Früher eingreifen
      • Ich hatte den ersten Vorfall vor sieben Jahren vergessen
  • IT-Technik
    • Ergebnisse aus MPU-Gutachten besser nutzen, z.B. für Konsumkurve
      • MPU Dokument besser strukturieren, um Daten zu extrahieren
    • MPU-Gespräch aufzeichnen, statt mitschreiben
    • Konsumkurve automatisch aus Excel-Tabelle erzeugen
      • Mit zur MPU bringen
    • Rückrechnung automatisch erzeugen
    • Dokument erzeugen für “Schlachtplan”