Bukarest im März

Nach dem Abschied von der IBM will ich meine neu gewonnene Freiheit zusammen mit Nicole feiern: Sie ist momentan in ihrem Heimatland und hat zum Glück auch etwas Zeit für mich. Wir wollen uns in Bukarest treffen, worauf ich mich besonders freue, weil ich die Stadt ja bis jetzt immer nur sehr kurz sehen konnte.

Die Hauptstadt Rumäniens liegt in der Walachei und ist mit 1,9 Millionen Einwohnern etwa dreimal so groß wie Stuttgart – hier die württembergische Agglomeration aus 20 km Höhe gesehen:

Und zum Vergleich die rumänische Metropole aus genau derselben Distanz:

Ich buche etwas außerhalb des Zentrums ein Hotel, welches einen großen Wellnessbereich verspricht. Der Hin- und Rückflug wird über Blue Air klar gemacht.

Meine Flugzeit beträgt gut zwei Stunden. Nicole hat für 100 Euro einen Fahrer für ihre mehrstündige An- und Abreise organisiert und braucht am Ende wegen eines Staus sogar noch etwas länger als ich.

Mit dem Bus geht es dann für mich am Freitag, den 22. März, durch Dettenhausen, vorbei an ehemaligen Wohnstätten, …

… Richtung Stuttgarter Flughafen, wo ich natürlich erst mal mein traditionelles Weißwurstfrühstück zu mir nehme, …

… bevor es schließlich in den Flieger geht:

Aus 30.000 Fuß Höhe entdecke ich altbekannte Orte, zum Beispiel den Großen Arber vom Bayerischen Wald, …

… die Donau mit dem Eisernen Tor …

… und schließlich die Südkarpaten mit ihren charakteristisch parallel angeordneten Bergketten:

Dann landen wir mit einer Stunde Zeitverschiebung pünktlich um halb sechs auf dem Flughafen Henri Coandă in Bukarest:

Mit dem Taxi werde ich dann 40 Minuten durch den dichten Verkehr für 15 Euro zum Hotel kutschiert – der Fahrer besteht darauf, dass ich hinten sitze:

Das sei gesetzlich so vorgeschrieben – was mich aber schon etwas wundert, weil ich in Rumänien bisher eigentlich immer vorne mitgefahren bin.

Beim anschießenden Gespräch liste all die Dinge auf, die ich an Rumänien schön finde und kurz darauf kommt mir passenderweise gleich die Brücke entgegen, die mir von meinem ersten Besuch hier noch in sehr guter Erinnerung geblieben ist:

Ich komme etwas vor Nicole beim Hotel an und beziehe schon mal unsere wirklich großzügige Behausung:

Irgendwo hatte ich bei den Rezensionen gelesen, dass das Hotel ursprünglich mal als Wohnblock errichtet wurde und für mich sieht es auch danach aus:

Ich hatte für Nicole extra noch einen Balkon gebucht – den nutzt sie aber dann kaum, weil sie mittlerweile neueste Smoking Technologie einsetzt, …

… wo der Tabak nur erhitzt wird und deshalb beim Rauchen kaum Geruch entsteht.

Vom Restaurant im 11. Stock des Hotels bewundern wir dann zum ersten Mal den Ausblick auf die Bukarester City:

Für mich gibt es Bier aus Moldavien …

… und für Nicole natürlich, wie immer – Suppe:

Zum Frühstück am nächsten Morgen sehen wir die “Skyline” von Bukarest dann auch bei Tageslicht:

Ich freue mich schon auf das opulente Essen, weil viele Rezensenten das Hotel explizit dafür besonders gelobt hatten. Am Ende bin ich vom Angebot aber doch ein wenig enttäuscht und esse schließlich meist nur Tomaten mit Käse.

Außerdem gibt es an den Kaffee-Zapfsäulen regelmäßig Stau, weil von den drei Maschinen nur eine richtig funktioniert:

Nicole hat ein Treffen mit ihrem Freund Ionut organisiert und wir besuchen am Nachmittag dann zu dritt das Museum der Sinne, …

… wo wir einige lustige optische Täuschungen sehen: Zum Beispiel eine duplizierte Nicole, …

… einen balancierenden Michael, …

… oder den mächtigen Ionut:

Stark sein muss er wohl auch, denn bei täglich 12 Stunden Arbeit auf dem Bau bekommt er für die Nachtschicht im Monat gerade mal 600 Euro, falls der Chef nicht mal wieder spontan den Lohn gekürzt hat – das Ganze natürlich ohne Sozialversicherung.

Deshalb überlegt Ionut aktuell, ob er nicht vielleicht besser in Deutschland arbeiten sollte – besonders ein Job als Fahrer würde ihn interessieren.

Weil heute Samstag ist, wollen wir auf alle Fälle noch ausgehen und dafür sucht Nicole natürlich eine passende Abendgarderobe aus:

Preislich schätze ich die Ausgaben auf gut 3/4 der Beträge, die ich in Deutschland erwartet hätte. Auch die anschließende Rechnung für unsere Verpflegung, scheint mir im Verhältnis zu den rumänischen Einkommen doch ziemlich hoch auszufallen:

Für vier Dosen Bier, zwei Flaschen rumänischen Wein, Fanta & Cola, drei Packungen Chips, ein paar Muffins und Sandwiches bezahle ich am Ende etwa 35 Euro.

Bevor wir zur Party aufbrechen, besuchen wir noch den Spa-Bereich des Hotels, wo Nicole sich besonders über den schönen Pool freut:

Der anschließende Abend in einem riesigen Saal wird dann auch wirklich super und wir tanzen bei guter rumänischer Life-Musik und viel Wein ausgelassen bis spät in die Nacht:

Am folgenden Nachmittag muss meine Begleitung dann leider schon abreisen und ich verbringe etwas enttäuscht den Abend alleine im Wellness-Bereich, wo mir insbesondere das große Dampfbad sehr gut gefällt.

Am Montag verlasse ich dann das Hotel …

… und marschiere zu Fuß in die Innenstadt, wo mir zuerst eine Schlange mit jungen Damen …

… und dann ein – hart für sein Futter arbeitender – Haussperling über den Weg läuft:

Ich sehe ein sehr aristokratisch anmutendes Gebäude …

… und passend dazu einen edlen Jaguar von der Insel:

Das Wetter ist warm und die Bäume haben bereits angefangen, zu blühen:

Ich komme an einem großen Konzertsaal vorbei …

… und dann geht es zum berühmten Platz der Revolution, mit dem Denkmal, …

… das von den Einheimischen auch spöttisch “Kartoffel am Spieß” genannt wird:

Ich bewundere das imposante Rumänische Athenäum …

… und wie schon in diversen anderen Städten, sehe wieder eine beschirmte Seitengasse:

Dann geht es in das Altstadtviertel Lipscani, wo es viele interessante Cafes, …

… Bars und Nachtclubs gibt:

Heute suche ich im Moment aber nur einen guten Platz zum Entspannen …

… und finde diesen schließlich dann auch:

Ein wenig melancholisch betrachte ich zu fast westeuropäischen Konditionen über einige Stunden lang die Szenerie: Frauen sind damit beschäftigt, Kundschaft in die Cafes zu locken …

… und junge Männer auf Fahrrädern liefern bienenfleißig Essen aus:

Dann wird es Abend über der Dâmbovița …

… und ich nehme einen Uber zum Hotel – für unfassbar günstige dreieinhalb Euro:

Am nächsten Tag will ich auf alle Fälle noch den Parlamentspalast besichtigen, welcher aus fast drei Millionen Tonnen Marmor erbaut wurde und als das schwerste Gebäude der Welt gilt:

Der Diktator Nicolae Ceaușescu ließ das „Haus der Volkes“ 1983 bis 1989 erbauen und die Kosten dafür trieben Rumänien beinahe in den Staatsbankrott. Die Bukarester nannten das Gebäude deshalb wohl auch “Haus des Sieges über das Volk”.

Wegen der aktuellen rumänischen EU-Ratspräsidentschaft ist das Gebäude momentan leider innen nicht zu besichtigen:

Ich dürfe aber gerne bis zum Eingang laufen, sagt mir ein freundlicher Polizist. Interessanterweise sehe ich wenig später noch, wie dann sein Kollege einen anderen Touristen abweist – Regeln werden hier wohl nicht immer gleich ausgelegt.

Wieder überquere ich die Dâmbovița, …

… wo die rumänische Flagge mal wieder farbenfroh im Wind weht:

Der Taxifahrer vom ersten Tag hat mir das Nationale Museum der Geschichte von Rumänien empfohlen: Auf dem Weg dorthin komme ich an einen ziemlich verfallenen aber trotzdem irgendwie interessant anzuschauenden Straßenzug vorbei, …

… der sich am Rand der historischen Altstadt befindet:

Beim Museum habe ich wieder kein Glück, …

… aber wenigstens darf ich gegenüber die älteste “Sparkasse” Rumäniens bewundern – die CEC Bank, welche sich immer noch gut vor den modernen Gebäuden im Hintergrund präsentiert:

Ich setze meine Sightseeing-Tour fort und besichtige die hübsche Pasajul Villacrosse, …

… wo ein junges Model gerade ihr Fotoshooting hat:

Auf dem Rückweg zum Hotel begegnet mir dann erneut die merkwürdige Schönheit des Verfalls …

… und selbst die Häuserfronten mit den vielen Klimaanlagen ergeben für mich irgendwie ein ästhetisches Bild:

Vieles wirkt improvisiert und die teils abenteuerliche Verkabelung erinnert mich ein wenig an die USA:

Die letzten Meter will ich mit der U-Bahn zurücklegen:

Dort fasziniert mich der fast unendlich lang wirkende Gang so sehr, dass ich einfach nicht umhinkomme, noch kurz die Privatsphäre meiner Mitfahrer zu stören:

Die Szenerie wirkt fast wie aus dem Museum der Sinne, das mir Nicole am Anfang unserer Reise gezeigt hat:

Viele Grüße, wieder aus Deutschland!

Michael Holzheu

2 Kommentare zu „Bukarest im März“

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